Die Wirkung des Wortes – Krise oder Transformation?

Gerade in der aktuellen Zeit sind wir umgeben von Nachrichten. Unabhängig vom Kanal, über den uns Worte erreichen, lösen sie in uns Gefühle und Emotionen aus. Diese Emotionen wiederum lösen unterbewusst ein bestimmtes Verhalten aus. Wenn wir uns stark fühlen, verhalten wir uns anders als wenn wir Angst haben. Dies gilt nicht nur für den privaten oder persönlichen Bereich. Auch in Organisationen haben alle gesprochenen und geschriebenen Worte Auswirkungen auf die dort arbeitenden Menschen. Achten Sie daher auf Ihre Worte.

Aktuell wird auf eine besondere Art und Weise kommuniziert. Ein großer Bedarf an Informationen trifft auf sehr viele Informationsquellen. Hinzu kommt eine Flut an Nachrichten: Nachrichten von Freunden und Bekannten, E-Mails von Vorständen/Geschäftsführern/Führungskräften, öffentliche Verkündungen von Unternehmen etc. Durch die digitalen Medien verbreiten sich Informationen oder Neuigkeiten zudem in einer enormen Geschwindigkeit. Der Einzelne ist täglich einer Vielzahl von Informationen ausgesetzt. Teilweise ist von „Brandbriefen“ die Rede, in denen verzweifelte CEOs Ihre Belegschaft auf die Krise „einpeitschen“ wollen. Doch was hinterlässt ein Feuer? Verbrannte Erde und Asche. Oder fühlt man sich etwa nach einem „eingepeitscht“ werden besser und stärker? Gerade in der internen Kommunikation ist es jetzt wichtiger denn je, auf jedes Wort zu achten. Menschen sind bereits genug verunsichert durch die allgemeine Nachrichtenlage. Mitarbeiter fürchten um ihren Arbeitsplatz und machen sich Sorgen um das Unternehmen. Ein Akt der Verzweiflung der Geschäftsleitung führt dabei nur zu noch mehr Angst und somit zu einer Starre. Eine Abwärtsspirale der Emotionen beginnt. Ein aus dem jüdischen Talip überlieferter Vers fasst dies auf wunderbare Weise zusammen:

„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“

 Nehmen wir als Beispiel das Wort Krise. Sicherlich momentan eines der am meisten verwendeten Wörter in Veröffentlichungen. Achten Sie beim Lesen mal darauf, was einzelne Wörter in Ihnen für ein Gefühl auslösen:

  • Was fühlt sich für Sie schlimmer an – eine Krise oder eine Veränderung?
  • Wie fühlt sich eine Existenzkrise für Sie an?
  • Was löst das Wort „Wandel“ in Ihnen aus? Wie geht es Ihnen mit „Transformation“?

Sie werden erkannt haben, je nach Wort verändert sich Ihre Gemütslage positiver oder negativer. Dieses Empfinden ist sehr persönlich und heterogen. Eine „Existenzkrise“ fühlt sich sicherlich für die meisten bedrohlich an. Wenn Sie es nach Jahren gerade erst wieder geschafft haben, ihre wirtschaftliche Situation zu stabilisieren, dann wird sich dieses Wording mit hoher Wahrscheinlichkeit noch ein Stück bedrohlicher anfühlen als für Menschen, die eine Situation dieser Art noch nie erlebt haben. In meinem Verständnis lösen diese Wörter folgendes aus:

  • Veränderung –> löst zunächst Verwunderung aus; warum ist das notwendig?
  • Krise –> bedrohliche Situation, die eine eher bedrückende Gefühlslage auslöst
  • Existenzkrise –> sehr bedrohliche Situation, die in mir große Angst auslöst
  • Wandel/Transformation –> Situation der Unklarheit, aber mit Blick nach vorne

Während die ersten drei Begriffe vor allem den Blick in die Vergangenheit lenken und suggerieren „Früher war alles besser – jetzt wird’s schlimm!“, löst „Wandel/Transformation“ eine gewisse Neugierde aus, denn das „Jetzt“ wird einfach „anders“. Auch hier gilt: Diese Bewertung findet aus meinem persönlichen Blickwinkel statt. Aus vielen Begleitungen weiß ich, auch eine Transformation fühlt sich für viele Menschen zunächst bedrohlich an. Doch gleichzeitig fühlt sich aber eine Krise – gerade für diese Menschen – noch viel bedrohlicher an. Es ließen sich noch viele weitere Beispiele finden. Bitte seien Sie daher besonders jetzt sehr aufmerksam, wie Sie sprechen und schreiben. Welche Worte machen Menschen ängstlich, welche Worte machen Menschen groß? Gerade jetzt braucht es Vertrauen, Zutrauen, Verbundenheit und eine daraus resultierende Leidenschaft, den Herausforderungen der aktuellen Situation entschlossen zu begegnen. Seien Sie der authentische „Sender“ dieser positiven Werte und Worte.

Über den Autor: Prof. Dr. Jürgen Weimann

Dr. Jürgen Weimann ist einer der führenden Managementberater für Zukunftsfähigkeit durch wirkungsvolle Führung und kompromisslose Kundenzentrierung mit Schwerpunkt im Sparkassen Consulting & Bank Beratung.

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