{"id":6060,"date":"2022-03-04T09:13:14","date_gmt":"2022-03-04T08:13:14","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=6060"},"modified":"2023-02-03T10:41:34","modified_gmt":"2023-02-03T09:41:34","slug":"vorsicht-veraenderungselefant-die-selbsterfuellende-prophezeiung-bei-change","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/vorsicht-veraenderungselefant-die-selbsterfuellende-prophezeiung-bei-change\/","title":{"rendered":"Vorsicht Ver\u00e4nderungselefant – die selbsterf\u00fcllende Prophezeiung bei Change"},"content":{"rendered":"
In Transformationsprojekten wird h\u00e4ufig der Fehler gemacht, dass ein Gro\u00dfteil der Kommunikation sich um Begriffe wie \u201eVer\u00e4nderungen\u201c und deren \u201egro\u00dfe Auswirkungen\u201c oder gar um \u201eharte Einschnitte\u201c dreht. So entsteht unterbewusst eine Spirale des Negativen. Was es bei der Kommunikation zu beachten gilt.<\/strong><\/p>\n Die Vorstandsvorsitzende tritt vor die Kamera. Bereits an der Mimik ist f\u00fcr die Zusehenden erkennbar: die Lage ist ernst. Der erste Eindruck best\u00e4tigt sich. \u201eLiebe Kolleginnen und Kollegen, wir stehen vor dem gr\u00f6\u00dften Umbau unserer Unternehmensgeschichte\u201c, er\u00f6ffnet sie ihre Rede. Es folgen verschiedene Pr\u00e4sentationsfolien, die stets dasselbe, nur in anderer Darstellung, zeigen: die Ergebnisse sinken signifikant. \u201eHarte Einschnitte\u201c seien nun n\u00f6tig und \u201edas braucht die Anstrengung aller\u201c. W\u00e4re es eine Pr\u00e4senzveranstaltung, k\u00f6nnte man die Stille und das Sinken der Stimmung im Raum sp\u00fcren. \u201eEs wird nicht leicht werden. Es wird zu Fehlern kommen, an manchen Stellen werden sich hitzige Diskussionen ergeben, der Weg wird steinig sein.\u201c Nun ist auch bei den letzten Mitarbeitenden die Hoffnung auf einen positiven Ausgang geschwunden. Auch der Abschlussappell im Stile von \u201eWir schaffen das\u201c kann die Stimmung nicht mehr retten.<\/p>\n So oder so \u00e4hnlich laufen manche Kommunikationen ab. S\u00e4mtliche Inhalte der akribisch vorbereiteten Rede sind bestens recherchiert und validiert. Die betriebswirtschaftliche Situation in vielen Finanzinstituten ist besorgniserregend, da gibt es nichts zu besch\u00f6nigen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen aktuell auf dem H\u00f6chststand der letzten Jahre.<\/p>\n Der Gro\u00dfteil der Top 20 der Buch-Beststellerlisten sind Finanztitel. Auch Finanz-Podcasts und -Publikationen haben den Markt nahezu \u00fcberschwemmt. Neo-Broker haben eine Vielzahl von Kunden f\u00fcr die Anlage in Wertpapieren gewonnen. Vergleichsportale und Vermittlerplattformen melden Erfolgszahlen und Finanzstudien zeigen, dass Menschen einen hohen Anteil ihrer monatlich frei verf\u00fcgbaren Liquidit\u00e4t f\u00fcr Finanzprodukte ausgeben. Es lie\u00dfen sich noch viele weitere Beispiele finden.<\/p>\n Nach der Rede unserer konstruierten Vorstandsvorsitzenden stellt sich eine Frage: Mit welchem Gef\u00fchl gehen die Mitarbeitenden am n\u00e4chsten Tag an ihren Arbeitsplatz? Und was bedeutet das f\u00fcr das Anpacken im Projekt?<\/p>\n Angst, Schuld, Scham \u2013 diese Emotionen bremsen uns. Freude, Hoffnung, Zuversicht hingegen befl\u00fcgeln uns. Welcher Fokus wurde in der Rede gew\u00e4hlt?<\/p>\n Je h\u00e4ufiger das Narrativ gest\u00e4rkt wird, dass die \u201eHerausforderungen mannigfaltig\u201c sind und es nun \u201eernst\u201c werden wird, desto mehr bremsende Emotionen entstehen in der Belegschaft und desto schwieriger wird der Ver\u00e4nderungsprozess. Der Elefant im Raum wird t\u00e4glich gr\u00f6\u00dfer, da der Gro\u00dfteil der Belegschaft sich auf die \u201eriesigen Herausforderungen\u201c fokussiert und auf die Themen, die vermeintlich die f\u00f6rmlich angedrohten \u201ehitzigen Diskussionen\u201c ausl\u00f6sen. Dabei werden all die sich ergebenden Chancen entweder komplett \u00fcbersehen oder nur in Teilen erkannt und f\u00fcr die Zukunftsf\u00e4higkeit genutzt.<\/p>\n Um nicht anders als gedacht verstanden zu werden: Dies ist kein Appell, Informationen zu verschweigen oder Dinge sch\u00f6nzureden. Vielmehr geht es um die Ausgewogenheit und die bewusste Wortwahl. Wenn wir etwas als \u201ebesonders schwer\u201c titulieren, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es schwer wird, sehr hoch. Jemand, der hingegen nicht schon vorab gesagt bekommen hat, dass es schwer wird, erkennt Chancen, nutzt diese und erf\u00e4hrt dadurch viel eher Leichtigkeit und Zuversicht.<\/p>\n<\/div>Die Macht der Emotionen<\/h3>\n
Ver\u00e4nderung muss nicht schwer sein<\/h3>\n