{"id":4431,"date":"2019-06-24T10:12:28","date_gmt":"2019-06-24T08:12:28","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=4431"},"modified":"2023-02-03T11:32:30","modified_gmt":"2023-02-03T10:32:30","slug":"produktivitaetskiller-perfektionismus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/produktivitaetskiller-perfektionismus\/","title":{"rendered":"Produktivit\u00e4tskiller Perfektionismus"},"content":{"rendered":"
Was unterscheidet einen perfekten von einem \u201eunperfekten\u201c Meter? Ist der eine l\u00e4nger als der andere? Sicher verwundert Sie diese Frage, doch wie h\u00e4ufig versuchen Sie im Business, die perfekte Pr\u00e4sentation, den perfekten Beschluss oder die perfekte L\u00f6sung zu erzielen? Wie viel schneller k\u00f6nnten Sie Ergebnisse erzielen, wenn Sie nicht nach der perfekten, sondern nach der L\u00f6sung mit dem gr\u00f6\u00dftm\u00f6glichen Grenznutzen streben w\u00fcrden? Kurzum: Perfektion ist ein Ideal, welches weder erstrebenswert noch machbar ist. Besonders, da das Streben danach t\u00e4glich wertvolle Ressourcen und Zeit verbrennt.<\/strong><\/p>\n Bevor Sie weiterlesen, m\u00f6chte ich Sie warnen: Dieser Artikel kann existenziell an Ihren Glaubenss\u00e4tzen r\u00fctteln. So sehr, dass Sie ihn wom\u00f6glich f\u00fcr kompletten Unsinn halten. Wenn Sie den Worten jedoch eine Chance geben, wird dies unfassbare Auswirkungen auf Ihre pers\u00f6nliche Produktivit\u00e4t und somit auf Ihre Organisation haben. Eine Volksweisheit besagt, dass wir f\u00fcr die letzten 20% einer Aufgabe die meiste Zeit aufwenden. Das liegt an unserem Hang nach Perfektion. Niemand m\u00f6chte gerne darauf hingewiesen werden, dass er einen Fehler gemacht hat. Dies l\u00f6st Scham in uns aus. Zur Vermeidung dieser Emotion, streben Menschen nach Perfektion \u2013 auch wenn es keine konkrete Definition von der Perfektion einer Sache geben kann. Denn selbst wenn Sie Ihrem eigenen Anspruch gerecht werden, kann ein anderer einen ganz anderen Anspruch haben. Deshalb geht es bei Perfektion im Kern darum, sattelfest in seinen eigenen Emotionen zu werden und in Situationen, in denen andere Menschen andere Sichtweisen einbringen, nicht innerlich zusammenzubrechen, sondern daraus zu lernen und weiterzumachen. Solange Sie in jeder Situation, auch in denen, die schiefgehen, ehrlich sagen k\u00f6nnen: \u201eIch habe alles mir in diesem Moment M\u00f6gliche getan und mein Bestes gegeben.\u201c, haben Sie \u201eperfekt\u201c agiert. Ein paar Beispiele zur Verdeutlichung:<\/p>\n Wie viele hervorragend gestaltete, aber in gro\u00dfen Teilen inhaltsleere Pr\u00e4sentationen haben Sie in Ihrem bisherigen Berufsleben schon erlebt? Dient die Pr\u00e4sentation als roter Faden und Untermalung des Vortrags oder ist sie f\u00fcr den Vortragenden \u2013 mangels Expertise \u2013 eine intellektuelle St\u00fctze? Ich behaupte, dass ich einen Vortrag mit PowerPoint-Unterlage zu jedem x-beliebigen Thema halten k\u00f6nnte. Ohne PowerPoint hingegen k\u00f6nnte ich nur zu den Themen sprechen, in denen ich wirklich Experte bin, weil ich sie tagt\u00e4glich lebe. Nein, ich bin kein \u201ePowerPoint-Gegner\u201c. Nat\u00fcrlich nutze auch ich situativ ebenso die vielen praktischen Funktionen von PowerPoint; dennoch habe ich den Gebrauch dieses Tools in den letzten 5 Jahren um 70% reduziert \u2013 bei gleichzeitig h\u00f6herem Output. Mein Anliegen ist es daher f\u00fcr einen intelligenteren Einsatz zu werben. Denn gerade f\u00fcr die Erstellung von Pr\u00e4sentationen wird sehr viel Zeit aufgewendet. Nat\u00fcrlich ist eine graphisch ansprechend gestaltete Pr\u00e4sentation angenehmer als eine Pr\u00e4sentation, die eher textbeladen ist. Doch um was geht es? Es macht einen Unterschied, ob man einen Vortrag in der Stadthalle oder bei einer Hauptversammlung h\u00e4lt, der graphisch und inhaltlich entsprechend anspruchsvoll sein soll (hierf\u00fcr gibt es wunderbare Grafikdienstleister), oder ob man in einem internen Meeting oder der Vorstandssitzung seine Gedanken darstellen m\u00f6chte. F\u00fcr letzteren Anwendungsfall gilt: Weniger ist mehr. Warum nicht mal mit dem Flipchart in die Vorstandssitzung gehen und Gedanken skizzieren, um auf Basis des Feedbacks iterativ weiterzuarbeiten, anstatt wochenlang vor sich hinzuarbeiten, um dann, mit der perfekten PowerPoint-Pr\u00e4sentation, zu erfahren, dass der Vorstand eine ganz andere Vorstellung hat. Fragen Sie sich daher kritisch:<\/p>\n Falls es w\u00e4hrend des Vortrags Anmerkungen zur Gestaltung oder Orthographie der Pr\u00e4sentation gibt, nehmen Sie die Hinweise dankbar auf, machen aber konsequent weiter, ohne sich davon verunsichern zu lassen. Kein Grund, sich \u201eschlecht\u201c zu f\u00fchlen, weil man \u201edie Fehler h\u00e4tte bemerken m\u00fcssen\u201c.<\/p>\n Mein pers\u00f6nlich schlimmstes Erlebnis in Sachen Perfektion ereignete sich am Anfang meiner Beraterkarriere vor ca. 11 Jahren, als ich die Aufgabe bekam, in einem Beschluss aus den quadratischen Aufz\u00e4hlungszeichen runde zu machen, da dies in dieser Sparkasse \u00fcblich ist. Damals als Youngster und gleichzeitig Berater, der nach Zeitaufwand abgerechnet hat, bin ich diesem Wunsch -unter innerlichem Kopfsch\u00fctteln- gefolgt. Leider ist dieses Erlebnis kein Einzelfall. Vor allem bei Vorstandsbeschl\u00fcssen wird sehr viel Zeit daf\u00fcr aufgewendet den \u201eperfekten\u201c Beschluss zu verfassen.\u00a0 Seitenweise werden Informationen zusammengestellt und in diversen Anlagen noch die letzte Detailneugierde gestillt. Nachdem dies geschehen ist, wird an den Formulierungen geschliffen, bevor es in die Abstimmung des Beschlusses geht, bei der ebenso noch unz\u00e4hlige R\u00fcckmeldungen und Ideen kommen, wie man manches anders formulieren k\u00f6nnte. So wird bereits vor Beschlussvorlage im Vorstand viel Zeit verbrannt und manchmal geht dieser ganze Aufwand dann bei Nicht-Entscheid im Vorstand wieder von vorne los. Daher empfehle ich folgende drei Schritte:<\/p>\n \u00a0<\/strong><\/p>\n Vor allem Sparkassen sind sehr darauf bedacht, jedwede regulatorische Anforderung in Perfektion umzusetzen. Was andere Banken mit einer Erkl\u00e4rung des Kunden via Mausklick im Online-Banking regeln, bedeutet bei vielen Sparkassen das mehrmalige Unterschreiben eines Papierbergs, nur um wirklich ganz sicher zu sein. Hier fehlt oftmals eine betriebswirtschaftliche Abw\u00e4gung zwischen Aufwand und Risiko.<\/p>\n H\u00e4ufig wird,\u00a0 um die zu 1000% wasserdichte L\u00f6sung zu haben, dabei viel mehr Geld aufgewendet, als ein selbst im schlimmsten Szenario auftretendes Rechtsrisiko an wirtschaftlichem Schaden bedeuten w\u00fcrde. Aus meiner Sicht hat dies vor allem mit Verantwortungs\u00fcbernahme und Entscheidung zu tun. Eine Entscheidung ist ein Beschluss f\u00fcr eine spezifische Richtung, zu einem Moment, zu dem nicht alle Einflussfaktoren f\u00fcr diese Richtung bekannt sind. W\u00e4ren alle Einflussfaktoren transparent und nicht mehrere Wege m\u00f6glich, br\u00e4uchte es keine Entscheidung \u2013 dann w\u00e4re es pure Logik. Derjenige, der eine Entscheidung trifft, legt sich f\u00fcr den Moment gleichzeitig fest und \u00fcbernimmt somit Verantwortung f\u00fcr die daraus folgenden Konsequenzen. Blickt man hier auf die S-Finanzgruppe, so ist es nachvollziehbar, dass m\u00f6glichst niemand \u201eschuld\u201c sein m\u00f6chte. Genauer dargestellt, gibt es bei bundesweiten Auswirkungen eine Empfehlung des DSGV, die wiederum von den regionalen Verb\u00e4nden nach regionalem Recht verfeinert wird. Diese wiederum wird von den Justiziaren der jeweiligen Sparkasse wieder verfeinert, denn niemand in der Kette will bei m\u00f6glichem Eintritt des Risikos \u201eschuld\u201c sein. Innerhalb dieser vereinfacht dargestellten Kette kann schnell \u201eaus einer M\u00fccke ein Elefant\u201c werden. Das gleiche Prinzip betrifft im \u00dcbrigen genauso Kreditentscheidungen. Denn wenn zum Zeitpunkt der Kreditvergabe kein Ausfallrisiko best\u00fcnde, dann w\u00e4re es kein Kreditgesch\u00e4ft, sondern Pfandleihe. Auch hier geht eine Sparkasse also bewusste Risiken ein. Nat\u00fcrlich m\u00f6chte eigentlich keine Sparkasse offensichtliche Risiken eingehen, gleichzeitig sollte aber ebenso wenig das Szenario \u201eperfekte Organisation, aber betriebswirtschaftlich am Ende\u201c das Ergebnis eines zu perfektionistischen Anspruches sein.<\/p>\n Wie zuvor bereits erw\u00e4hnt, m\u00f6chte kein Mensch pers\u00f6nlich kritisiert werden. Daher hat jeder von uns seine spezifischen Strategien entwickelt, unangenehme Situation dieser Art zu vermeiden. Ein eigener hoher Anspruch ist ein wundervoller Antrieb zu H\u00f6chstleistungen und meist einer der Erfolgsfaktoren f\u00fcr herausragende Karrieren. Gleichzeitig sollten wir uns selbst stets fragen, ob unser Vorgehen wirklich \u201esmart\u201c ist. Statt \u201ework hard\u201c sollte \u201ework smart\u201c gelten. Jeder von Ihnen ist individuell, weshalb es an dieser Stelle sehr schwer ist, Allgemeing\u00fcltigkeiten zu formulieren.<\/p>\n Daher m\u00f6chte ich Sie mit den folgenden Fragen animieren, \u00fcber Ihr eigenes Verhalten und Ihren Anspruch zu reflektieren:<\/p>\n Perfektion, mit all ihren Auswirkungen und Problematiken, ist ein Themenfeld, zu dem man noch viel mehr schreiben k\u00f6nnte. Hoffentlich ist es mir anhand der drei ausgew\u00e4hlten Beispiele gelungen, Sie zu inspirieren, dar\u00fcber nachzudenken, an welchen spezifischen Stellen Sie ganz bewusst \u201eunperfekter\u201c werden wollen, um Ihre Produktivit\u00e4t und die Ihrer Organisation massiv zu steigern.<\/p>\n<\/div>Einsatz von PowerPoint<\/strong><\/h2>\n
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Beschl\u00fcsse<\/strong><\/h2>\n
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Umsetzung von regulatorischen Ver\u00e4nderungen<\/strong><\/h2>\n
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Eigener Anspruch<\/strong><\/h2>\n
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