{"id":4408,"date":"2019-05-02T15:28:29","date_gmt":"2019-05-02T13:28:29","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=4408"},"modified":"2023-02-03T11:34:12","modified_gmt":"2023-02-03T10:34:12","slug":"produktivitaetskiller-schweigen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/produktivitaetskiller-schweigen\/","title":{"rendered":"Produktivit\u00e4tskiller Schweigen"},"content":{"rendered":"
Wie h\u00e4ufig haben Sie im beruflichen Kontext geschwiegen, anstatt etwas zu sagen? Und aus welchem Grund? Die Ursachen des Schweigens sind vielf\u00e4ltig. Vielleicht war Scham oder gar Angst Ihr Ratgeber; Angst vor Zur\u00fcckweisung, negativen Konsequenzen. Oder Ihre H\u00f6flichkeit, den anderen \u201enicht blo\u00dfstellen zu wollen\u201c. Vielleicht war es auch Resignation und Sie haben sich gedacht, \u201enicht mein Bereich\u201c, \u201enicht meine Verantwortung\u201c. Oder Ihr m\u00f6glicherweise zu geringer Selbstwert hat Sie dazu verleitet zu schweigen, da Sie dachten \u201evielleicht liege ich falsch\u201c und \u201eist meine Meinung \u00fcberhaupt relevant?\u201c. Egal, welche Ursache Ihr Schweigen hat: es mindert die Produktivit\u00e4t. Durchbr\u00fcche gelingen durch mutige Beitr\u00e4ge. Bitte h\u00f6ren Sie auf zu schweigen \u2013 es ist Zeit zum verbalen Aufstehen.<\/strong><\/p>\n Ich m\u00f6chte Sie zu einem Gedankenexperiment einladen: Wie produktiv w\u00e4ren Unternehmen, wenn das gesamte Wissen der Belegschaft verf\u00fcgbar w\u00e4re? Welche Innovationsspr\u00fcnge k\u00f6nnten daraus entstehen? Wie w\u00fcrde es sich anf\u00fchlen, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem es keine Kommunikationstabus gibt? Vielleicht kennen Sie die Situation aus der Zusammenarbeit mit externen Beratern. Projekte starten h\u00e4ufig mit einer Reihe von Interviews. In Einzel- oder Gruppengespr\u00e4chen gilt es, die Vorgehensweise und Kultur der Organisation zu analysieren. Als Fazit dieser Phase entsteht ein Handlungsplan, der aufzeigt, wie die geplanten Ziele erreicht werden k\u00f6nnen. Auch wenn in diesem Schritt h\u00e4ufig zu viele Interviews von Externen empfohlen werden, ist er im Kern absolut notwendig. Was mich bei all den gef\u00fchrten Gespr\u00e4chen innerhalb der letzten 12 Jahre immer wieder betroffen gemacht hat, ist das kollegiale Schweigen. Einzeln in einem gesch\u00fctzten Raum befragt, sehen alle die Handlungserfordernisse und geben konstruktive Vorschl\u00e4ge zur Verbesserung der Organisation. Au\u00dferhalb dieses gesch\u00fctzten Raums, also z. B. innerhalb von Abteilungsmeetings, unternehmensweiten Begegnungen, oder gr\u00f6\u00dferen Versammlungen, herrscht jedoch kollegiales Schweigen. Ein enormer Produktivit\u00e4tsverlust f\u00fcr Sparkassen und Organisationen jeglicher Art. Die Hauptgr\u00fcnde hierf\u00fcr sind:<\/p>\n Im Folgenden m\u00f6chte ich die Hauptgr\u00fcnde zun\u00e4chst kurz erl\u00e4utern, um dann Impulse zu geben, wie Gesch\u00e4ftsf\u00fchrer, CEOs, Vorst\u00e4nde und F\u00fchrungskr\u00e4fte diesem Verhalten entgegenwirken k\u00f6nnen, um die Produktivit\u00e4t ihrer Organisation signifikant zu steigern.<\/p>\n Kein Mensch erlebt gerne negative Konsequenzen. In Sparkassen ist das Gef\u00fchl der Betriebszugeh\u00f6rigkeit der Mitarbeiter \u00fcberdurchschnittlich hoch. Allerdings hat eine Vielzahl der Mitarbeiter mindestens einmal in der Karriere die Erfahrung gemacht, dass ein offenes Ansprechen von Schwachstellen in der Organisation zu pers\u00f6nlichen negativen Konsequenzen gef\u00fchrt hat. Da war die egozentrische F\u00fchrungskraft, die sich in ihrem pers\u00f6nlichen Machtbed\u00fcrfnis getroffen gef\u00fchlt hat, es folgte eine schlechte Beurteilung, soziale Ausgrenzung, oder vielleicht sogar der Karrierestopp. Zum Gl\u00fcck wird die \u201eAmtsh\u00f6rigkeit\u201c vor allem durch die Generation Y deutlich geringer, innerhalb von Organisationen ist sie jedoch noch stark vorhanden. Gleichzeitig haben viele Mitarbeiter bereits erlebt, dass Beitr\u00e4ge \u201everstanden\u201c, ja sogar positiv aufgenommen wurden, aber man im Weiteren nie wieder etwas davon geh\u00f6rt hat. Der Mitarbeiter lernt daraus: \u201eSelbst wenn ich mutig bin, hat es keine Auswirkung.\u201c, und resigniert. Als F\u00fchrungskraft gilt es daher, sich diese Angst der Mitarbeiter bewusst zu machen, durch laufendes Vorleben und aktives Kommunizieren in Besprechungen\/Einzelgespr\u00e4chen das Vertrauen des Mitarbeiters zu gewinnen und deutlich zu machen, dass offenes Feedback und Kommunikation explizit erw\u00fcnscht sind. Selbst sachlich nicht richtige oder nicht umsetzbare Hinweise sind im Kern zun\u00e4chst zu belohnen, bevor diese sachlogisch begr\u00fcndet nicht umgesetzt werden. Dies setzt eine reflektierte Pers\u00f6nlichkeit der F\u00fchrungskraft voraus, um nicht der ersten Spontanreaktion \u201eDas ist Bl\u00f6dsinn!\u201c zu folgen, sondern sich zur\u00fcckzunehmen und vor einer eigenen Reaktion das Gesagte zuerst anhand der Frage \u201eWas w\u00e4re, wenn der Mitarbeiter recht h\u00e4tte?\u201c zu reflektieren.<\/p>\n \u00a0<\/strong><\/p>\n Im Kern ist der Mensch ein konfliktscheues Wesen. Dies erkennen wir bereits bei Kleinigkeiten, z. B. beim Kollegen, der einen in der Kantine mit diversen R\u00fcckst\u00e4nden von Spinat zwischen den Z\u00e4hnen anl\u00e4chelt. Wie reagieren \u2013 ansprechen oder ignorieren? Ignorieren wir den Spinat, mag das zwar im ersten Schritt h\u00f6flich erscheinen, es macht den Kollegen aber den ganzen Nachmittag \u00fcber zur Lachnummer. Ansprechen allerdings f\u00fchlt sich f\u00fcr viele unangenehm an. Dieses Gef\u00fchl beschreibe ich mit \u201efalscher H\u00f6flichkeit\u201c. Sie ist zwar menschlich zun\u00e4chst nachvollziehbar, folgt aber dem Weg des geringsten Widerstands und f\u00fchrt somit letztlich zu einen schlechteren Ergebnis als eine direkte Ansprache. In Meetings laufen diese unbewussten Prozesse t\u00e4glich ab. Mitarbeiter m\u00f6chten ihren Kollegen nicht blo\u00dfstellen, ihrer F\u00fchrungskraft nicht widersprechen oder einer anderen Abteilung nicht reinreden. Dies mag zwar dazu f\u00fchren, dass das jeweilige Meeting \u201ekuschelig\u201c ist, die Organisation bringt dieses Verhalten jedoch nicht voran. Auch hier kommt es auf den jeweiligen Organisator des Meetings an: Hat er den entsprechenden Selbstwert, konstruktive Beitr\u00e4ge nicht gleich pers\u00f6nlich zu nehmen? Wird durch aktives Einfordern der Meinungen ebendieser Austausch gef\u00f6rdert? Werden Kreativwerkzeuge wie z. B. DesignThinking daf\u00fcr genutzt, auch Mitarbeiter, die in Gruppen eher leise sind, trotzdem zu h\u00f6ren? Aber nat\u00fcrlich kommt es auch auf jeden Teilnehmer selbst an, zum einen den Mut zu haben, klar die Dinge anzusprechen und zum anderen, wenn derjenige selbst der Nachrichtenempf\u00e4nger ist, ebenso wenig \u201ebeleidigt\u201c zu sein.<\/p>\n Erfolgreichen F\u00fchrungskr\u00e4ften gelingt es, Mitarbeiter zu einem h\u00f6heren Selbst zu begleiten. Durch einen liebevollen Blick und aktive Begleitung erreichen Mitarbeiter H\u00f6chstleistungen, von denen sie vorher selbst geglaubt haben, dass diese f\u00fcr sie nicht m\u00f6glich sind. Diese Erfolge setzen voraus, dass die F\u00fchrungskr\u00e4fte t\u00e4glich daran arbeiten, ihre Mitarbeiter \u201egr\u00f6\u00dfer\u201c zu machen, anstatt sie durch Ma\u00dfregelung, die Schuld und Scham ausl\u00f6st, \u201ekleiner\u201c zu machen. Leider bekomme ich h\u00e4ufig auf meine Empfehlung \u201eSprechen Sie es doch in der n\u00e4chsten Teamrunde offen an.\u201c die Antwort \u201eMeine Meinung ist hier nicht relevant\u201c oder gar die Frage \u201eDarf ich das denn?\u201c.\u00a0Dies ist ein Zeichen daf\u00fcr, dass der Mitarbeiter seine eigene Meinung nicht als wertvoll einstuft, bzw. selbst wenn er sie als wertvoll einstuft, sich nicht traut, diese auszusprechen. Auch hier ist es wieder der F\u00fchrungsstil, der f\u00f6rdert und Menschen gro\u00df macht, anstatt Sie klein zu halten.<\/p>\n Nat\u00fcrlich sind diese Ver\u00e4nderungen nicht von heute auf morgen wirksam, viel zu lange haben Mitarbeiter gelernt, dass Schweigen von der Organisation mehr belohnt wird als mutiges Sprechen. Gleichzeitig erfordern diese Ver\u00e4nderungen nat\u00fcrlich als Basisvoraussetzung F\u00fchrungskr\u00e4fte, die \u00fcberhaupt f\u00e4hig sind, eine offene und mutige Kommunikationskultur zu f\u00f6rdern. H\u00e4ufig besteht hier bereits \u2013 vor allem in Sparkassen \u2013 h\u00f6chster Handlungsbedarf, da in der Vergangenheit F\u00fchrungskr\u00e4fte gef\u00f6rdert wurden, die mehr Fachexperten als Menschenentwickler waren. Alle hier angesprochenen Impulse setzen eine menschenorientierte F\u00fchrungskraft voraus. Gleichzeitig beginnt die Ver\u00e4nderung bei jedem Einzelnen. Stellen Sie sich nur mal vor, ab morgen sagten nur 10% der Mitarbeiter offener, welche Handlungsfelder sie sehen. Welcher betriebswirtschaftliche Nutzen allein daraus erwachsen k\u00f6nnte! Daher seien Sie selbst der Beginn einer neuen \u00c4ra in Ihrer Organisation. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, sich auf den Weg zu machen, ebendiese Kultur des Miteinanders zu f\u00f6rdern.<\/p>\n<\/div>\n
Angst \/ Resignation<\/strong><\/h2>\n
Falsche H\u00f6flichkeit <\/strong><\/h2>\n
Geringer Selbstwert<\/strong><\/h2>\n