{"id":4352,"date":"2018-10-21T13:59:00","date_gmt":"2018-10-21T11:59:00","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=4352"},"modified":"2023-02-03T11:38:45","modified_gmt":"2023-02-03T10:38:45","slug":"vision-fall-fuer-den-arzt-oder-existenzielle-notwendigkeit","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/vision-fall-fuer-den-arzt-oder-existenzielle-notwendigkeit\/","title":{"rendered":"Vision – Fall f\u00fcr den Arzt oder existenzielle Notwendigkeit?"},"content":{"rendered":"
\u00dcber die Notwendigkeit einer Unternehmensvision scheiden sich die Geister. F\u00fcr die Einen eine komplette Zeitverschwendung f\u00fcr Romantiker, f\u00fcr die Anderen ein wesentlicher Baustein f\u00fcr den Unternehmenserfolg. Wie ist die Situation f\u00fcr eine Sparkasse zu bewerten? Dieser Artikel liefert Impulse, warum Sie sich mit der Vision Ihrer Sparkasse besch\u00e4ftigten sollten.<\/strong><\/p>\n Die Zerrissenheit im Management in Bezug auf die Notwendigkeit einer Unternehmensvision l\u00e4sst sich an den folgenden Zitaten deutlich erkennen. W\u00e4hrend der verstorbene Alt-Kanzler Helmut Schmidt den Satz pr\u00e4gte „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“, antwortete Roy, der Bruder von Walt Disney, bei der Er\u00f6ffnung von Disneyworld in Orlando auf die Aussage „Wie schade, dass Ihr verstorbener Bruder Walt nicht mehr die Er\u00f6ffnung erleben kann.“ mit „Walt hat es immer gesehen \u2013 nur deshalb k\u00f6nnen Sie es heute sehen.“. Oder betrachten wir den Leistungssport: In einem Interview auf der Gr\u00fcnderkonferenz Bits & Pretzels in M\u00fcnchen antwortete Nico Rossberg auf die Frage, ob er seinen R\u00fccktritt aus der Formel 1 bereue, dass er keine Sekunde bereue, weil er die ganzen Jahre nur daf\u00fcr ins Cockpit gestiegen ist, um Formel 1 Weltmeister zu werden. Somit war es f\u00fcr ihn vollkommen klar, dass er sich bei Erreichen dieses Ziels einem neuen Ziel widmen werde, weil das nochmalige Erreichen des gleichen Ziels f\u00fcr ihn nicht reizvoll ist. Anhand dieser Beispiele l\u00e4sst sich erkennen: Visionen haben einen sehr gro\u00dfen Einfluss auf uns Menschen. Doch was ist \u00fcberhaupt eine Vision und was unterscheidet diese von einem Ziel?<\/p>\n Unter der Vision eines Unternehmens versteht man die urspr\u00fcngliche Leitidee der unternehmerischen T\u00e4tigkeit. Kurz gefasst das unternehmerische „Warum?“. Dadurch erf\u00fcllt die Vision vor allem drei Funktionen:<\/p>\n Somit gibt die Vision vor allem Orientierung und hilft, das menschliche Potenzial eines Unternehmens zu aktivieren. Menschen bewegen sich oder ver\u00e4ndern etwas nur aufgrund von zwei Urprinzipien: entweder ist der Schmerz gro\u00df genug oder der m\u00f6gliche Lustgewinn ist h\u00f6chst attraktiv. In beiden F\u00e4llen entscheiden somit unsere Emotionen \u00fcber die Bewegung. Besonders in der aktuellen Zeit, in der die Digitalisierung und das damit einhergehende massiv ver\u00e4nderte Kundenverhalten, in Verbindung mit der Niedrigzinsphase dazu f\u00fchren, dass die gesamte Finanzbranche im Umbruch ist, ist Orientierung mehr denn je erforderlich. Mitarbeiter d\u00fcrfen nun nicht in einer „Schockstarre“ verweilen, da sie nur noch negative Nachrichten erreichen und dadurch Sorge um den eigenen Arbeitsplatz aufkommt. Gleichzeitig ist die digitale Welt so vielf\u00e4ltig, dass nicht jede theoretisch aufkommende Situation regelbar ist; auch hier kann eine Vision dem Mitarbeiter helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Denn wer z. B. „der f\u00fchrende Finanzdienstleister“ sein m\u00f6chte, muss sich anders am Kunden verhalten als die „breite Masse“. Eine klare Vision ist daher f\u00fcr Sparkassen \u00fcberlebensnotwendig.<\/p>\n Blickt man heute in die Sparkassen-Finanzgruppe, so verf\u00fcgen alle Sparkassen zwar \u00fcber eine Strategie, doch nur sehr wenige \u00fcber eine wirkliche Vision. Dies ist nicht zuletzt den aufsichtsrechtlichen Anforderungen geschuldet, die vorschreiben, eine schriftlich fixierte Strategie zu definieren. Doch welches Bild entsteht beim Lesen dieser Strategien im Kopf des Lesers? Auf 5-20 Textseiten wird teilweise haarklein beschrieben, was die Sparkasse in welchen Bereichen umsetzen m\u00f6chte und welche Auswirkungen dies auf die betriebswirtschaftliche Situation der Sparkasse hat. Die Strategien beschreiben im Kern somit dass „Was?“ und „Wie?“, die Antwort auf das „Warum?“ bleibt in den meisten F\u00e4llen jedoch unbeantwortet. Au\u00dferdem sind der Umfang und die Art und Weise der Darstellung der Strategie in den meisten F\u00e4llen f\u00fcr den Leser, der weder Vorstand, Pr\u00fcfer noch Berater ist, h\u00f6chst unattraktiv bis einschl\u00e4fernd.<\/p>\n Eine wirkliche Vision haben nur wenige Sparkassen definiert. Einige Sparkassen beschreiben ihre Vision mit „Die Nr. 1 in unserer Region“, verpassen dabei jedoch, z. B. weiter zu beschreiben, woran man die \u201eNr. 1\u201c erkennen kann.<\/p>\n Eine Vision kennzeichnet:<\/p>\n Die Vision von Nike ist z. B. „Inspiration und Innovation f\u00fcr Athleten weltweit zu liefern. Alle, die einen K\u00f6per haben, sind Athleten.“ An diesem Beispiel erkennen Sie, wie kraftvoll nur wenige Worte sein k\u00f6nnen. Innerhalb dieser Vision wird jeder Mensch zum potenziellen Kunden von Produkten f\u00fcr Nike. Gleichzeitig macht die Vision klar: wenn jeder Mensch potenzieller Kunde ist, dann gilt es, die unterschiedlichen Bed\u00fcrfnisse der Einzelnen zu verstehen; denn nur so sind Inspiration und Innovation f\u00fcr den Einzelnen m\u00f6glich. Amazon m\u00f6chte das „kundenzentrierteste Unternehmen weltweit sein und dadurch ein Ort, an dem Menschen alles finden k\u00f6nnen, was sie online kaufen m\u00f6chten.“. Auch hier l\u00e4sst sich deutlich erkennen: die Vision ist langfristig in die Zukunft gerichtet, da nicht innerhalb weniger Jahre erreichbar. Dies ist neben dem Umfang ein Hauptunterscheidungsmerkmal gegen\u00fcber einer Strategie, die f\u00fcr einen bestimmten Zeitraum, meist 1-5 Jahre, gilt.<\/p>\n Fragen Sie sich als Vorstand daher:<\/p>\n In meinen Begleitungen vielfach bew\u00e4hrt hat sich dabei, die Beantwortung „in einem Rutsch“ durch jeden einzelnen Vorstand schriftlich vorzunehmen. Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit und schreiben Sie einfach drauf los, ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen oder den Stift abzusetzen. Nicht die Sch\u00f6nheit der S\u00e4tze entscheidet hier, sondern der Schreibfluss. Das Ergebnis k\u00f6nnen Sie dann „sch\u00f6n“ machen und im Rahmen eines gemeinsamen Tages mit Ihren anderen Vorstandskollegen diskutieren.<\/p>\n Am besten lassen Sie sich dabei extern begleiten, um aus den Einzelbildern ein gemeinsames Zielbild zu formen. Im Ergebnis erhalten Sie dadurch eine auf max. 1 Seite formulierte Vision, die Sie auf max. 2 Kerns\u00e4tze reduzieren. Im n\u00e4chsten Schritt gilt es, diese Vision in der gesamten Sparkasse zu verankern. Detaillierte Hinweise hierzu finden Sie in meinem Thesenpapier „Umsetzungspower entfalten“<\/a>.<\/p>\n Der wichtigste Schritt neben der Erstellung und Dokumentation einer Vision ist aber die Umsetzung. Eine gut dokumentierte Vision, die nicht erlebbar und somit nicht sp\u00fcrbar ist, hat negative Auswirkungen, da die Mitarbeiter sich umso mehr die Frage stellen, warum das Erleben so sehr vom Dokumentierten abweicht. Machen Sie sich daher heute noch daran, Ihre Vision f\u00fcr Ihre Sparkasse zu definieren. Gerne bin ich dabei an Ihrer Seite.<\/p>\n<\/div>\n
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