{"id":4276,"date":"2018-07-14T19:14:42","date_gmt":"2018-07-14T17:14:42","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=4276"},"modified":"2023-02-03T11:42:43","modified_gmt":"2023-02-03T10:42:43","slug":"inoffiziell-ist-das-neue-offiziell-stellen-sie-den-flurfunk-laut","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/inoffiziell-ist-das-neue-offiziell-stellen-sie-den-flurfunk-laut\/","title":{"rendered":"Inoffiziell ist das neue Offiziell: Stellen Sie den Flurfunk laut"},"content":{"rendered":"
Kennen Sie die Wahrheiten und Geheimnisse, die fast jeder kennt, aber keiner ausspricht? Der Vorstandsvorsitzende, der als wankelm\u00fctig in seinen Entscheidungen gilt und fast t\u00e4glich die Richtung \u00e4ndert. Der Projektleiter f\u00fcr Digitalisierung, der ein analoger Dinosaurier ist. Die F\u00fchrungskraft, die ihre Mitarbeiter wie den letzten Dreck behandelt. Meine These: Sparkassen verlieren bis zu 40% ihrer Produktivit\u00e4t durch diese gegenseitige Unehrlichkeit. Daher: Raus damit! \u00a0\u00a0<\/strong><\/p>\n Nicht nur Sparkassen vereinigen als Organisation zahlreiche Menschen und mit ihnen einen enorm gro\u00dfen Schatz an Erfahrungen und Gedanken. Nur wenigen gelingt es jedoch, diesen auch wirklich nutzbar zu machen. Ein paar Beispiele:<\/p>\n Der Vorstand hat erkannt, dass der aktuelle Umgang mit den Mitarbeitern nicht in die Zukunft f\u00fchrt. Es gilt daher, neue F\u00fchrungsleitlinien und ein Leitbild zu entwickeln. Eine externe Unternehmensberatung wird beauftragt, viel Zeit und Geld werden investiert. Der Vorstandsvorsitzende verk\u00fcndet das neue Leitbild, nach dem vor allem ein offener und wertsch\u00e4tzender Umgang ritualisiert werden soll. Daf\u00fcr hat man einen F\u00fchrungsprozess designt, in dem es regelm\u00e4\u00dfige Gespr\u00e4che zwischen Mitarbeitern und F\u00fchrungskr\u00e4ften geben soll. Einige Mitarbeiter denken dabei an ihre F\u00fchrungskraft und daran, dass diese unf\u00e4hig ist, Gespr\u00e4che dieser Art zu f\u00fchren und sie deshalb gar nicht erst f\u00fchren wird. Der gesamte Aufwand f\u00fcr das neue Leitbild und die F\u00fchrungsleitlinien wird daher f\u00fcr diesen Teil der Mitarbeiter zur Farce und f\u00fcr die Sparkasse zum betriebswirtschaftlichen Fiasko.<\/p>\n Ein neues Projekt wird ins Leben gerufen und ein Projektleiter ernannt. Ein Gro\u00dfteil der Beteiligten wei\u00df: der ausgew\u00e4hlte Projektleiter hat bereits mehrere Projekte gegen die Wand gefahren, aber es gibt aktuell keinen anderen. Au\u00dferdem ist der Mitarbeiter doch im Multiprojektmanagement besch\u00e4ftigt. Also Augen zu und durch.<\/p>\n Eine ungew\u00f6hnlich hohe Zahl von Mitarbeitern eines Bereichs verl\u00e4sst die Sparkasse. Offiziell wollen diese sich alle pers\u00f6nlich ver\u00e4ndern. Inoffiziell h\u00f6rt man, dass die Zusammenarbeit mit der betreffenden F\u00fchrungskraft eine Zumutung ist. Es sind zwar nur noch wenige Jahre bis zur Verrentung, aber so lange m\u00f6chte keiner der Mitarbeiter mehr die Z\u00e4hne zusammenbei\u00dfen m\u00fcssen.<\/p>\n Sie erkennen das Muster. Es geht um unausgesprochene und unbequeme Wahrheiten. Die gr\u00f6\u00dfte Entwicklungschance liegt genau dort. Welche zus\u00e4tzlichen Ertr\u00e4ge w\u00fcrde Ihre Sparkasse generieren, wenn es gel\u00e4nge, dieses vorhandene Wissen nutzbar zu machen? Welche massiven Kosten f\u00fcr externe Berater, Trainer, Coaches und vor allem wie viel verplemperte Zeit w\u00fcrden Sie sich sparen? Wie hoch w\u00e4re Ihr Betriebsergebnis bei einer Produktivit\u00e4tssteigerung von 40%?<\/p>\n Doch warum sprechen wir Menschen so ungerne unangenehme Wahrheiten an? Aus meiner Sicht f\u00fchren folgende Gr\u00fcnde zum kollektiven Schweigen:<\/p>\n Die Aufl\u00f6sung dieser vermeintlichen Hinderungsgr\u00fcnde beginnt dabei bei jedem Einzelnen. Der Mut eines Einzelnen kann die gesamte Sparkasse, mindestens jedoch das Leben einzelner Menschen ver\u00e4ndern. Madonna Buder, bekannt als die \u201eEiserne Nonne\u201c, ist die \u00e4lteste Triathletin, die jemals einen Ironman beendet hat. Sie begann ihre sportliche Karriere mit 48 Jahren und ist heute 88 Jahre alt. Im November 2014 (mit 84) beendete sie den Ironman in Florida. Was hat Sie zu dieser H\u00f6chstleistung motiviert? Sie war \u00fcbergewichtig und eines Tages sagte eine Mitschwester zu ihr: \u201eDein K\u00f6rper ist die Kirche Gottes, Du verschmutzt und verdreckst diesen Ort t\u00e4glich.\u201c\u00a0Dieser eine Satz ver\u00e4nderte ihr komplettes Leben. Daher kann ich Ihnen nur raten: Schaffen Sie als Vorstand eine Kultur, die es Mitarbeitern erm\u00f6glicht, mutig zu sein und offen die Wachstumsfelder anzusprechen. Jede Ver\u00e4nderung beginnt bei einem selbst. Leben Sie also die Offenheit und Konstruktivit\u00e4t, die Sie sich von Ihren Mitarbeitern w\u00fcnschen. Seien Sie die F\u00fchrungskraft, die in Ihrem Leitbild und den Leitlinien beschrieben ist.<\/p>\n Die aktuelle, herausfordernde Marktsituation bietet nicht mehr lange die M\u00f6glichkeit, so viel Potenzial zur Weiterentwicklung der Organisation brachliegen zu lassen. Neben Ihrem pers\u00f6nlichen Vorleben sind Plattformen der Begegnung eine wunderbare M\u00f6glichkeit, diesen Austausch zu f\u00f6rdern; zum Beispiel ein monatlicher Chat mit dem Vorstand, an dem alle Mitarbeiter teilnehmen und alle Fragen oder Impulse loswerden k\u00f6nnen, die Sie bewegen. Eine andere M\u00f6glichkeit sind interne Workshops mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Bereichen, die von F\u00fchrungskr\u00e4ften durchgef\u00fchrt werden, die diese Mitarbeiter nicht f\u00fchren. Es gilt, die Barrieren der Angst abzubauen. Wenn die Mitarbeiter erleben, dass das Aussprechen der bisher unausgesprochenen Wahrheiten nicht zu einer negativen Konsequenz f\u00fchrt, sondern honoriert und wertgesch\u00e4tzt wird, wird St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck die gesamte Organisation mutiger. Dabei entstehen sicher meist keine angenehmen Situationen, niemand h\u00f6rt gerne unangenehme Wahrheiten, aber im Gegenzug ergeben sich aus dieser Vorgehensweise die gr\u00f6\u00dften Wachstumschancen.<\/p>\n<\/div>\n