{"id":4068,"date":"2018-03-12T11:32:27","date_gmt":"2018-03-12T10:32:27","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=4068"},"modified":"2023-02-03T11:47:53","modified_gmt":"2023-02-03T10:47:53","slug":"unternehmenskultur-kann-man-nicht-schulen-oder-anweisen-sondern-nur-erleben","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/unternehmenskultur-kann-man-nicht-schulen-oder-anweisen-sondern-nur-erleben\/","title":{"rendered":"Unternehmenskultur kann man nicht schulen oder anweisen, sondern nur erleben!"},"content":{"rendered":"
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Bei einem Kundentermin begleitete mich eine Mitarbeiterin des Empfangs in die Etage der Vorstandsb\u00fcros. Auf meine Frage, warum denn aktuell so viele Menschen im Foyer stehen, antwortete sie: \u201eAlle Kolleginnen und Kollegen nehmen heute an einer Hausmesse teil, in der unsere neue, digitale Unternehmenskultur geschult wird.\u201c Dieses Erlebnis inspirierte mich zu diesem Artikel. Nur durch Veranstaltungen dieser Art, \u00e4ndert sich rein gar nichts. Erst das t\u00e4gliche Erleben pr\u00e4gt die Ver\u00e4nderung. <\/strong><\/p>\n

Zahlreiche Sparkassen haben erkannt, dass in einer digitalen Welt eine neue Kultur der Zusammenarbeit notwendig ist. Durch schnellere Abl\u00e4ufe und Prozesse soll es der Sparkasse m\u00f6glich werden, sich den ver\u00e4nderten Rahmenbedingungen ideal anzupassen. Stellt sich die Frage – was ist eigentlich die Unternehmenskultur? Ich definiere Kultur als die Summe der gelebten Werte in einem Unternehmen. Entscheidend ist immer das eigene Erleben, denn aufgeschriebene Strategien oder Unternehmenswerte gibt es in zahlreichen Sparkassen, entscheidend ist aber, welche Kultur vom einzelnen Mitarbeiter in der t\u00e4glichen Praxis wahrgenommen wird. Somit wird die Unternehmenskultur vor allem durch eine nachhaltige Umsetzung ver\u00e4ndert, wenn Mitarbeiter merken, dass sich das Verhalten von F\u00fchrungskr\u00e4ften ver\u00e4ndert hat oder andere Fragen gestellt werden als vorher. Der Umgang \u00e4ndert sich und wenn man merkt, dass dieser Umgang \u201eernst gemeint\u201c ist, also von Dauer und nicht nur wenige Wochen anh\u00e4lt, dann ver\u00e4ndert sich die Kultur der Zusammenarbeit. Kann man dann Kultur schulen? Aus meiner Sicht ist das verschwendete Zeit und somit auch verschwendetes Geld.\u00a0Ein paar Beispiele zur Verdeutlichung: Bieten Sie Ihrem Partner eine Schulung an, in der Sie ihm all Ihre Bed\u00fcrfnisse und die Verhaltensweisen, die Sie erwarten, komprimiert darlegen? Oder w\u00fcrden Sie eine theoretische Schulung zum Erlernen des Skifahrens besuchen?<\/p>\n

Veranstaltungen mit darauffolgenden Ma\u00dfnahmen: Ja! Sonst: Nutzlos! <\/strong><\/h3>\n

Sicher wundern Sie sich bereits \u00fcber diese Fragen, da die Antwort in beiden F\u00e4llen \u201eNein\u201c ist. Zahlreiche Sparkassen machen aber genau das: Sie bieten ihren Mitarbeitern Schulungen zur neuen Unternehmenskultur im digitalen Zeitalter an. Die Digitalisierung hat und wird die Bankenbranche in Deutschland nachhaltig ver\u00e4ndern, daher suchen Vorst\u00e4nde aktuell fast schon verzweifelt nach Wegen, ihre Mitarbeiter auf den Weg der Ver\u00e4nderung mitzunehmen. Diese Intention ist wunderbar und zeigt die menschliche Seite der Sparkassenidentit\u00e4t. Doch das Angebot von Schulungen wird nicht zu einer gro\u00dfartigen Ver\u00e4nderung f\u00fchren, sondern nur Kosten verursachen, ohne einen unternehmerischen Mehrwert zu generieren, wenn es das einzige Angebot bleibt. Derzeit sind vor allem Schulungen\/Veranstaltungen sehr beliebt, die sich mit dem Thema Digitalisierung und zugeh\u00f6riger Unternehmenskultur besch\u00e4ftigen. Im Rahmen einzelner Workshops oder Infost\u00e4nde werden den Mitarbeitern die neusten Entwicklungen der digitalen Welt erl\u00e4utert, Apps erkl\u00e4rt und Live-Vorf\u00fchrungen besonderer Online-Erlebnisse pr\u00e4sentiert. Vielleicht wird noch ein externer Redner eingeladen, der eine flammende Rede \u00fcber die Chancen der Digitalisierung h\u00e4lt und aufzeigt, welche neueste Technologie gerade im Silicon Valley der letzte Schrei ist. Durch Veranstaltungen dieser Art soll sich der Mitarbeiter \u201eeingebunden f\u00fchlen\u201c. Doch was hilft so eine Veranstaltung, wenn der Mitarbeiter danach wieder in seine Filiale im Stile der 80er-Jahre zur\u00fcckkehrt und von einer F\u00fchrungskraft gef\u00fchrt wird, die niemals F\u00fchrungskraft h\u00e4tte werden d\u00fcrfen?<\/p>\n

Im Kern geht es mir nicht darum, Veranstaltungen dieser Art zu kritisieren, denn deren Intention ist positiv und es k\u00f6nnen ebenso wirkungsvolle Effekte eintreten. Die Schulung von Fertigkeiten zur besseren Beratung von Kunden bei der Verwendung der Apps des Instituts ist eine sehr sinnvolle Ma\u00dfnahme, da sie das Kundenerlebnis verbessert. Glaubt man jedoch, solche Veranstaltungen sind ausreichend, um dadurch die Sparkasse in das neue digitale Zeitalter \u00fcberf\u00fchren, so ist dies ein Irrglaube. In diesem Fall sind wir bei der Metapher des Skifahrenlernens als theoretische Schulung. Kultur \u00e4ndert sich nur durch das eigene Erleben, nicht durch eine einmalige Veranstaltung.\u00a0Wenn der Mitarbeiter t\u00e4glich zu sp\u00fcren bekommt, dass seine Meinung nicht relevant ist oder die Jagd nach einem Schuldigen vor dem Lernen aus Fehlern geht, ist es vollkommen egal, was in Unternehmensleitbildern, F\u00fchrungsleitlinien oder bei Schulungen vermittelt wird, denn der Mitarbeiter wird es als eine Farce empfinden.<\/p>\n

Klarheit im Vorstand als Basis des Ver\u00e4nderungserfolgs<\/strong><\/h3>\n

Wirkliche Ver\u00e4nderung entsteht nur, wenn es nicht nur bei einer Veranstaltung bleibt, sondern auch organisatorische Ma\u00dfnahmen daf\u00fcr sorgen, dass sich in der Zusammenarbeit in der Sparkasse etwas ver\u00e4ndert. Es ist wie bei meinem viel diskutierten Artikel \u00fcber das Abnehmen von Krawatten<\/a>, als Teil einer breit angelegten Ver\u00e4nderungsma\u00dfnahme, kann das Abnehmen der Krawatten, wie Veranstaltungen f\u00fcr alle Mitarbeiter, gro\u00dfe Wirkung entfalten. Bleibt es jedoch bei einem einmaligen Erleben, kann man sich das Geld sparen bzw. die Krawatte anbehalten. Wenn Sie also eine wirkliche Ver\u00e4nderung herbeif\u00fchren m\u00f6chten, dann ist es im ersten Schritt wichtig, das Verst\u00e4ndnis innerhalb des Vorstands zur neuen Unternehmenskultur klar zu definieren. Denn nur so k\u00f6nnen Sie die Ver\u00e4nderung vorleben. Folgende Fragen sollten Sie sich dabei stellen:<\/p>\n