{"id":3795,"date":"2018-01-15T09:02:25","date_gmt":"2018-01-15T08:02:25","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=3795"},"modified":"2023-02-03T11:49:06","modified_gmt":"2023-02-03T10:49:06","slug":"verantwortung-zurueckgeben-agilitaet-bedeutet-mitarbeiter-nicht-mehr-dumm-zu-halten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/verantwortung-zurueckgeben-agilitaet-bedeutet-mitarbeiter-nicht-mehr-dumm-zu-halten\/","title":{"rendered":"Verantwortung zur\u00fcckgeben \u2013 Agilit\u00e4t bedeutet, Mitarbeiter nicht mehr dumm zu halten"},"content":{"rendered":"

(Dieser Artikel erschien zuerst im Managermagazin der S-Finanzgruppe)<\/p>\n

Schnelle Entscheidungen werden getragen von schnellen Entscheidungswegen \u2013 und diese erfordern Mitarbeiter, die Verantwortung \u00fcbernehmen k\u00f6nnen.<\/strong><\/p>\n

Allzu h\u00e4ufig h\u00f6ren Kunden noch immer S\u00e4tze wie „Ich kann Ihnen morgen eine R\u00fcckmeldung geben“ oder „Nach R\u00fccksprache mit \u2026 k\u00f6nnen wir \u2026“. Betrachtet man die Aufbau- und Ablauforganisation zahlreicher Sparkassen, so scheint die „Theorie X“ \u00fcber Mitarbeiter, die MIT-Wissenschaftler Douglas McGregor 1960 vorstellte, noch immer Bestand zu haben: Ihre Grundannahme lautet, Mitarbeiter seien dumm und faul und m\u00fcssten kontrolliert werden; F\u00fchrung m\u00fcsse durch Druck daf\u00fcr sorgen, dass die Unternehmensziele erreicht werden.<\/p>\n

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„Jede F\u00fchrungskraft hat die Mitarbeiter, die sie verdient“, lautet ein h\u00e4ufig zitierter Wahrspruch. Er soll den Einfluss der F\u00fchrungskr\u00e4fte auf die Mitarbeiter ausdr\u00fccken. H\u00e4ufig erlebt man die Situation aber genau umgekehrt: Vorst\u00e4nde, die sich \u00fcber die Unwilligkeit ihrer Mitarbeiter beschweren, F\u00fchrungskr\u00e4fte, die als Grund des Scheiterns ihrer Vertriebsideen die Mitarbeiter anf\u00fchren etc. In jedem Fall eine bizarre Verschiebung von Verantwortung.<\/p>\n<\/div>\n

Denn Mitarbeiter erleben in ihrem Arbeitsalltag viel zu oft, dass Entscheidungen Wochen bis Monate dauern, dass Gespr\u00e4che mit der F\u00fchrungskraft zur pers\u00f6nlichen Weiterentwicklung schon lange nicht mehr stattgefunden haben, dass das letzte Seminar, das geholfen hat, an der Weiterentwicklung der eigenen Pers\u00f6nlichkeit zu arbeiten, schon Jahre zur\u00fcckliegt. Diese ausgew\u00e4hlten Beispiele lie\u00dfen sich noch beliebig weiterf\u00fchren. Nat\u00fcrlich gibt es auch Sparkassen, bei denen diese Situationen nicht Realit\u00e4t sind \u2212 zum Gl\u00fcck. Diese erfolgreichen Institute sind aber leider noch in der Unterzahl.<\/div>\n
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Klingende Titel ersetzen nicht verantwortungsvolle T\u00e4tigkeiten<\/h2>\n<\/div>\n
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Vielfach sieht die Realit\u00e4t, vereinfacht ausgedr\u00fcckt, so aus: W\u00e4hrend die Kompetenz des einzelnen Mitarbeiters eingeschr\u00e4nkt ist, nimmt das Top-Management an Tagungen und Seminaren zum Thema „Digitalisierung und Agilit\u00e4t“ teil und wundert sich, warum im eigenen Unternehmen so wenig Mitarbeiter Verantwortung \u00fcbernehmen und noch kein „digitales Mindset“ vorherrscht. Die Ursache ist \u00fcberall die gleiche: Das Top-Management hat die Mitarbeiterf\u00e4higkeiten, die es sich in der Vergangenheit „erzogen“ hat. Gerade bei Sparkassen tragen viele Mitarbeiter sehr wohlklingende Titel auf der Visitenkarte: Filialleiter, Direktor, Abteilungsdirektor oder stellvertretendes Vorstandsmitglied erwecken den Anschein, mit dem Titel ginge ebenso Verantwortung und Genehmigungskompetenz einher. Doch in der Realit\u00e4t sind f\u00fcr Sonderkonditionen oder sonstige Sachkosten Genehmigungen der n\u00e4chsth\u00f6heren F\u00fchrungsebene notwendig. Firmenkundenbetreuer k\u00f6nnen zwar Finanzierungen in Millionenh\u00f6he genehmigen, aber der Verzicht auf einige 100 Euro Entgelt oder die Einladung zum Mittagessen des Kunden erfordern die Einbindung der n\u00e4chsth\u00f6heren Instanz.<\/p>\n<\/div>\n

Vertriebsmitarbeiter brauchen sich nicht mit den Potenzialen ihres Kundenbestands zu besch\u00e4ftigten und Strategien zu \u00fcberlegen, wie sie diese durch aktiven Vertrieb heben, denn diese T\u00e4tigkeiten erledigt das Vertriebsmanagement f\u00fcr sie. Eine wunderbare M\u00f6glichkeit, Verantwortung in Endlosschleife hin- und herzuschieben: Der Vertrieb h\u00e4lt die errechneten Potenziale f\u00fcr unrealistisch, das Vertriebsmanagement die Vertriebsmitarbeiter f\u00fcr zu wenig vertriebsorientiert. Unz\u00e4hlige Besprechungen folgen dem Ziel „Wie kann ich erreichen, dass die Verantwortung nicht bei mir liegt?“<\/div>\n
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Verantwortliches Handeln erfordert Freiheit<\/h2>\n<\/div>\n
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Spricht man mit Vorst\u00e4nden und F\u00fchrungskr\u00e4ften, so sehnen sich alle nach f\u00e4higen Mitarbeitern, die eigenst\u00e4ndig Entscheidungen treffen. Doch nur wenige fragen sich, was sie tun k\u00f6nnen, damit ihre Mitarbeiter entsprechend agieren. Dabei sollten sich alle Sparkassen diese Frage stellen, denn sie ist der Schl\u00fcssel dazu, den Mitarbeitern wieder mehr Verantwortung zu geben. Dazu geh\u00f6rt Freiheit, denn nur so sind eigenst\u00e4ndige Entscheidungen m\u00f6glich. Damit tun sich jedoch viele Manager schwer. Am liebsten w\u00e4ren diesen eigenst\u00e4ndige Mitarbeiter, die dennoch dauernd nachfragen. Somit h\u00e4tte die F\u00fchrungskraft das Gef\u00fchl, gebraucht zu werden.<\/p>\n<\/div>\n

Aber: Verantwortung geht immer mit Freiheit einher. So kann es passieren, dass Mitarbeiter auch mal Entscheidungen treffen, die nicht dem vorgestellten Ergebnis der F\u00fchrungskraft entsprechen \u2013 auch hier gilt es, die Verantwortung dem Mitarbeiter nicht zu entziehen, sondern darzulegen, warum man anders entschieden h\u00e4tte, um k\u00fcnftige Entscheidungen anhand eines neuen Vorgehens treffen zu k\u00f6nnen.<\/div>\n
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Fehler sind erlaubt<\/h2>\n<\/div>\n
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Manches Unternehmen au\u00dferhalb der Finanzbranche pr\u00e4miert regelm\u00e4\u00dfig den „Fehler des Monats“, um kollektives Lernen zu erreichen und gleichzeitig das Signal zu geben, dass bei freien Entscheidungen und Verantwortungs\u00fcbernahme auch Fehler passieren d\u00fcrfen. Gerade im Vertrieb wurde in den vergangenen Jahren Mitarbeitern zunehmend Verantwortung entzogen. Nun ist es notwendig, diesen Trend umzukehren: Es gilt, einzelnen Mitarbeitern wieder mehr Verantwortung zu \u00fcbertragen. Dies setzt Vertrauen in den Einzelnen voraus. Die schnellste Ver\u00e4nderung l\u00e4sst sich erreichen durch eine Verhaltens\u00e4nderung bei den F\u00fchrungskr\u00e4ften. Zu jedem Gespr\u00e4ch, jeder Genehmigung oder sonstigen Anfrage geh\u00f6ren deshalb zwei Fragen an den betreffenden Mitarbeiter, die Vorst\u00e4nde wie F\u00fchrungskr\u00e4fte immer wieder stellen sollten:<\/p>\n