{"id":3433,"date":"2017-01-30T09:49:23","date_gmt":"2017-01-30T08:49:23","guid":{"rendered":"https:\/\/juergenweimann.com\/neueseite2023\/?p=3433"},"modified":"2022-02-16T16:40:59","modified_gmt":"2022-02-16T15:40:59","slug":"warum-die-meisten-strategieklausuren-nicht-in-die-zukunft-fuehren","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/juergenweimann.com\/warum-die-meisten-strategieklausuren-nicht-in-die-zukunft-fuehren\/","title":{"rendered":"Warum die meisten Strategieklausuren nicht in die Zukunft f\u00fchren"},"content":{"rendered":"

In fast keinem Unternehmen gibt es sie nicht: Strategieklausuren. Die h\u00f6chstrangigen F\u00fchrungskr\u00e4fte treffen sich f\u00fcr einen oder mehrere Tage und diskutieren \u00fcber die Herausforderung der Zukunft. Wenn es in fast allen Unternehmen Strategieklausuren gibt, woran liegt es dann, dass in nur ganz wenigen Unternehmen die Mitarbeiter klar artikulieren k\u00f6nnen, was die konkrete Strategie ist? Woran die meisten Strategieklausuren scheitern.<\/strong><\/p>\n

Das Jahr 2017 ist erst wenige Wochen alt. Welche Herausforderungen ergeben sich aufgrund der aktuellen Marktgegebenheiten? Welche St\u00e4rken gilt es mindestens zu halten oder auszubauen und welche Schw\u00e4chen m\u00f6glichst zu verbessern? Welche strategischen Ziele gilt es zu erreichen? Die Antworten f\u00fcr solche und \u00e4hnliche Fragen sollten aus der Strategieklausur kommen. H\u00e4ufig im 3. Oder 4. Quartal werden die strategischen Eckpunkte in vielen Unternehmen diskutiert. Das Vorgehen ist sehr unterschiedlich, vom eint\u00e4gigen Workshop im Unternehmen, bis hin zum Wochenende auf Mallorca oder in einem Kloster finden sich verschiedenste Formate. Auch wenn manche Management-Ratgeber z.B. von \u201eManagement-Retreats\u201c oder \u201eStrategie-Reviews\u201c sprechen, es sind und bleiben Treffen der obersten F\u00fchrungskr\u00e4fte, um \u00fcber die aktuelle Situation des Unternehmens, das Marktumfeld und dessen Auswirkungen auf das Gesch\u00e4ftsmodell zu diskutieren. Im Kern geht es um die Definition der wesentlichen strategischen Eckpfeiler f\u00fcr das kommende und die darauffolgenden Jahre. Strategieklausuren stammen aus einer Zeit, in dem die Lehre der strategischen Unternehmensf\u00fchrung noch nicht von solch volatilen M\u00e4rkten ausgegangen ist. M\u00e4rkte waren besser planbar, der globale Wettbewerb und somit die Drehgeschwindigkeit von Gesch\u00e4ftsmodellen niedriger. Damals konnte man noch ruhigen Gewissens 5-Jahres und teilweise 10-Jahres-Pl\u00e4ne machen. Zeitr\u00e4ume die aus heutiger Sicht nicht planbar sind, zu wenig lassen sich z.B. die Auswirkungen der Digitalisierung und des daraus resultierenden ge\u00e4nderten Kundenverhaltens vorhersehen. Bereits morgen kann ein Wettbewerber am Markt auftreten und s\u00e4mtliche Planungen ad absurdum f\u00fchren. Dennoch finden j\u00e4hrlich in fast allen Unternehmen Strategieklausuren statt. Ich unterscheide drei Arten von Strategieklausuren:<\/p>\n

\u201ePro-Forma-Klausuren\u201c:<\/em><\/strong>\u00a0Der Vorstand \/ die Gesch\u00e4ftsf\u00fchrung hat ein klares Bild von der strategischen Ausrichtung des Unternehmens, es soll aber der Eindruck entstehen, dass die Meinung der oberen F\u00fchrungskr\u00e4fte Relevanz hat. Sie sollen sich eingebunden f\u00fchlen, daher ist das Ziel der Klausur m\u00f6glichst schnell -mittels gemeinschaftlichen Nickens- durch die Agenda zu kommen.<\/p>\n

\u201eSpa\u00df-<\/em><\/strong>Klausuren\u201c:\u00a0<\/strong>Diese Form der Klausur ist meist schon anhand des Veranstaltungsortes identifizierbar. Im Vordergrund steht weniger der fachliche Austausch, oder die strategische Ausrichtung, vielmehr steht das kulinarische Programm im Vordergrund.<\/p>\n

\u201eStrategieklausuren\u201c:<\/em><\/strong>\u00a0Es wird ein gemeinsames und vor allem emotionales Zielbild formuliert (Woran erkennen wir, dass der Zustand erreicht ist? Wie f\u00fchlt sich der neue Zustand an? Was sagen unsere Mitarbeiter? Was erleben unsere Kunden?) und Handlungsfelder zur Erreichung definiert. Die n\u00e4chsten Schritte und Aufgaben sind klar und verbindlich vereinbart.<\/p>\n

Die ersten beiden Formen k\u00f6nnen zwar in manchen Situationen sogar sinnvoll sein, haben aber mit dem Gedanken einer wirklichen Strategieklausur nichts zu tun. Die dritte Variante kommt in der Praxis nur selten vor und scheitert oftmals an folgenden Punkten:<\/p>\n

    \n
  • Vorbereitung \u2013\u00a0<\/strong>Die Teilnehmer sind inhaltlich nicht vorbereitet bzw. es herrschen zu gro\u00dfe Unterschiede in der Vorbereitung (mangels klarer Orientierung im Vorfeld).<\/li>\n
  • Diskussionskultur \u2013\u00a0<\/strong>Diskussionen erfolgen entweder zu sehr in der Gegenwart, in der Vergangenheit, im Detail oder bezogen auf Ressorts \/ Bereiche.<\/strong>\u00a0Die Moderation wird aus dem Teilnehmerkreis \u00fcbernommen, dadurch fehlt eine Stimme, da entweder moderiert oder teilgenommen werden kann. Gleichzeitig werden wichtige Fragen nicht gestellt, da man niemanden zu nahetreten m\u00f6chte.<\/li>\n
  • Zielbild \u2013\u00a0<\/strong>Aufgaben sind teilweise bis ins kleinste Detail ausformuliert, gleichzeitig fehlt aber ein emotionales Zielbild, an dem sich die Mitarbeiter orientieren k\u00f6nnen. Die Strategie und vor allem die Auswirkungen auf das Tagesgesch\u00e4ft bleiben somit f\u00fcr die meisten Mitarbeiter und selbst f\u00fcr die Teilnehmer der Klausur diffus.<\/li>\n
  • betriebswirtschaftliche Auswirkungen \u2013\u00a0<\/strong>Der unternehmerische Mehrwert der Strategie wird entweder nicht formuliert oder nicht quantifiziert. Wirkungszusammenh\u00e4nge sind daher weitestgehend unbekannt.<\/li>\n
  • Dokumentation \/ Nachhaltigkeit \u2013\u00a0<\/strong>Dokumentationen sind zu umfangreich und folgen zu sp\u00e4t auf die Durchf\u00fchrung der Klausur. Ergebnisse versanden im Tagesgesch\u00e4ft, weil keine Verbindlichkeit besteht und weil kein Mitarbeiter ein 40-seitiges Protokoll lesen will.<\/li>\n
  • Ablauf \u2013\u00a0<\/strong>Tagesablauf setzt falsche Impulse, der erste Tag der Klausur, an dem alle Teilnehmer energetisch auf der H\u00f6he sind, wird mit \u201eniederschmettern\u201c (z.B. aktuelle Zahlen, Marktsituation) verbracht, wenn alle Teilnehmer das Gef\u00fchl verinnerlicht haben, wie schlecht alles l\u00e4uft, erfolgt der Aufruf zum \u201ekreativ\u201c sein.<\/li>\n
  • Teilnehmer \u2013\u00a0<\/strong>Teilnehmerkreis ist zu gro\u00df oder zu klein gew\u00e4hlt, eine passive Teilnahme, ohne aktiven Beitrag an der Diskussion wird akzeptiert.<\/li>\n<\/ul>\n

    Strategieklausuren sind eine sinnvolle und notwendige M\u00f6glichkeit das Gesch\u00e4ftsmodell durch strategische Ma\u00dfnahmen in die Zukunft zu f\u00fchren. Damit dies aber gelingt ist es notwendig, dass jeder Einzelne seinen Beitrag leistet und der Fokus nicht auf \u201eFormwahrung\u201c sondern auf \u201eErgebnissen\u201c liegt. Nicht die Anzahl der in der Strategieklausur definierten Aufgaben ist ein verl\u00e4sslicher Indikator daf\u00fcr, ob die Klausur erfolgreich war, sondern mit welchem klaren Zielbild die Teilnehmer in die Organisation zur\u00fcckkehren und wie es ihnen dadurch gelingt die strategische Ausrichtung den Mitarbeitern zu vermitteln. Die daf\u00fcr notwendigen Aufgaben und vor allem Handlungen folgen dann fast automatisch. Wenn diese Disziplin nicht vorhanden ist, dann ist die Strategieklausur nicht mehr als ein sehr teures, beruflich motiviertes Treffen, ohne dabei einen unternehmerischen Mehrwert f\u00fcr das Unternehmen zu erzielen.<\/p>\n<\/div><\/div><\/div><\/div><\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"","protected":false},"author":3,"featured_media":3069,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[20,24,25],"tags":[44],"yoast_head":"\nWarum die meisten Strategieklausuren nicht in die Zukunft f\u00fchren<\/title>\n<meta name=\"description\" content=\"Warum die meisten Strategieklausuren nicht in die Zukunft f\u00fchren. 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