Feigenblatt-Management vs. wirklicher Veränderung

Zahlreiche Geschäftsmodelle befinden sich im Umbruch. Neue Wettbewerber begeistern Kunden mehr, als tradierte Player, neue Technologien senken die Markteintrittsbarrieren, Kunden sind aufgeklärter und anspruchsvoller denn je. Doch viele Manager reagieren anstatt mit wirklich Maßnahmen, mit Feigenblättern, also Maßnahmen die Aktivität zeigen, aber nicht wirklich Veränderungen bringen. Oder glauben Sie wirklich, dass ein umgebautes Büro oder ein neuer Claim reicht, um die Herausforderungen zu meistern?

„Herzlich Willkommen liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei der Neueröffnung unserer umgebauten Räumlichkeiten. In Zeiten der Digitalisierung ist es immer wichtiger, dass wir agiler im Handeln sind und mehr kooperieren. Aus diesem Grund haben wir den Innendesigner, der auch die Google Büros designt hat, beauftragt unser Büro neu zu gestalten.“. Diese oder ähnliche Worte hören aktuell Menschen in vielen Unternehmen, doch wird man nur durch ein neu gestaltetes Büro innovativer? Ist die Ressort- oder Bereichsdenke wirklich aufgebrochen, nur weil es nun „Working Space“ oder „Kommunikations-Raum“ heißt? Blickt man z.B. in den Bankenbereich, so geben immer mehr Institute aus, dass die Mitarbeiter nun auf Krawatten verzichten können und in business casual zum Arbeitsplatz kommen können. Verändert sich so ein Schlipsträger zum Hipster? Oder wird dadurch das Geschäftsmodell innovativer?

Wenn ich solche Maßnahmen sehe, muss ich oft an politische Maßnahmen denken. Um den Bürgern eine schnelle Handlungsfähigkeit zu zeigen, werden Arbeitskreise ins Leben berufen, die dann meist Jahre ohne wirkliches Ergebnis tagen. Hauptsache es wurde Aktivität gezeigt, nachhaltige Veränderungen entstehen häufig nicht. Was sich ändern muss ist die Haltung der Menschen. Der Vorstand, der auf der einen Seite von Kostendruck spricht und auf der anderen Seite gerade den zweiten Porsche bestellt, scheint nicht wirklich glaubwürdig für seine Belegschaft zu sein. Und so wird aus einer Filialbank nicht der Apple Store, bloß weil die Mitarbeiter nun keine Krawatten tragen. Ganz abgesehen von möglichen Fauxpax, weil jeder „Business Casual“ anders auslegt und somit der professionelle Gesamteindruck deutlich leidet.

Was ist also zu tun? Veränderungen werden getragen von einer Verhaltensänderung von Menschen, um sein Verhalten zu verändern, ist eine neue Haltung notwendig. Doch was fördert diesen Wandel, aus meiner Projektpraxis haben sich vor allem folgende vier Punkte bewährt:

  • Authentizität der obersten Führungskräfte, die den Wandel vorleben (denken Sie z.B. an den Imagewandel von Mercedes CEO Zetsche)
  • Klarheit im Handeln – Bremser in der Organisation radikal beschleunigen oder entlassen
  • Kurze Projektlaufzeiten – je länger die gewählte Projektlaufzeit, desto höher die Gefahr von „Feigenblatt“-Kultur
  • Schnelle Umsetzung – keine Trennung zwischen Konzeptions- und Umsetzungsphase, sofortige Umsetzung

Das Abnehmen von Krawatten oder der Umbau der Räumlichkeiten können wundervolle Maßnahmen sein, um die Veränderung der Haltung von Menschen zu fördern. Räume in denen wir uns aufhalten prägen unser Verhalten, doch nur dann, wenn es nicht die einzigen Maßnahmen bleiben, sondern es Ergebnisse aus einem ganzheitlichen Maßnahmenkatalog sind.

Fotoquelle: https://unsplash.com/@benwhitephotography

Über den Autor: Prof. Dr. Jürgen Weimann

Dr. Jürgen Weimann ist einer der führenden Managementberater für Zukunftsfähigkeit durch wirkungsvolle Führung und kompromisslose Kundenzentrierung mit Schwerpunkt im Sparkassen Consulting & Bank Beratung.

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